Armut im Kindesalter kann eine gesunde Entwicklung des Sehvermögens gefährden. Das belegen Studien und die Ergebnisse von Schuleingangsuntersuchungen. So leiden Kinder aus sozial benachteiligten Familien häufiger an Sehschwäche oder Schielen und fallen beim Sehtest öfter durch als Kinder aus wohlhabenderen Familien. Die Stiftung Auge fordert in diesem Zusammenhang mehr Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen. „Entscheidend ist, dass die am Entwicklungs-prozess des Kindes unmittelbar beteiligten Personen wie Eltern, Lehrer oder Erzieher über mögliche Anzeichen von Augenerkrankungen bei Kindern aufgeklärt sind", so Prof. Dr. Frank Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge.
Wie sehr Armut die gesundheitliche Entwicklung beeinflusst, belegen z.B. Schuleingangsuntersuchungen an 4802 Kindern, die zwischen 2010 und 2013 in Mülheim an der Ruhr (NRW) eingeschult wurden. Die Autoren definierten Armut hier über den Bezug von Arbeitslosengeld II. Im Ergebnis zeigte die Studie, dass 25 Prozent der armen Kinder Probleme mit der sogenannten Visuomotorik hatten, also der Fähigkeit, das Sehen mit den eigenen Bewegungen zu koordinieren - bei Kindern aus besseren Verhältnissen lag der Anteil lediglich bei 11 Prozent. Zudem nehmen arme Kinder seltener an der Früherkennungsuntersuchung U8 teil und sind weniger in Sportvereinen aktiv.
Beide Faktoren - körperliche Bewegung sowie Vorsorgeuntersuchungen in den ersten Monaten und Lebensjahren - haben direkten Einfluss auf die Sehfähigkeit. So kann Aktivität in einem Sportverein nachweislich das Risiko etwa für eine auffällige Visuomotorik senken. Zudem bilden sich wichtige Fähigkeiten wie Hören und Sehen bereits in der frühen Kindheit aus. „Entwicklungsrückstände können im weiteren Lebensverlauf oft nur unter erheblichen Anstrengungen wieder aufgeholt werden", erklärt Holz, der die Universitäts-Augenklinik in Bonn leitet. „Es ist daher wichtig, soziale Benachteiligungen durch präventive Maßnahmen auszugleichen."
Quelle: Stiftung Auge
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