Donnerstag, 1. November 2012

BVMed-Herbstumfrage 2012 zur Lage der MedTech-Branche


BVMed-Pressemeldung Nr. 88/12 vom 1. November 2012

Berlin. Das Umsatzwachstum der im Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) organisierten MedTech-Unternehmen hat sich gegenüber dem Vorjahr abgeschwächt. Es liegt 2012 nach der BVMed-Herbstumfrage bei durchschnittlich 4,4 Prozent. Im Vorjahr waren es 5,3 Prozent. Dabei stagniert vor allem die Entwicklung im deutschen Markt. Der Export in ausländische Märkte entwickelt sich dagegen weiterhin sehr gut, so BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt. Er stellte die Ergebnisse der BVMed-Herbstumfrage, an der sich 101 Unternehmen beteiligten, auf dem 13. Medienseminar des Verbandes am 1. November 2012 in Berlin vor. Alle Informationen zum BVMed-Medienseminar gibt es unter www.bvmed.de/bvmed-medienseminar2012.

Die Gewinnsituation der MedTech-Unternehmen ist nach Angaben des BVMed durch den enormen Preisdruck, insbesondere durch Einkaufsgemeinschaften und Ausschreibungen, durch die stark gestiegenen Rohstoffpreise und durch höhere Außenstände stark geschmälert. "Der Standort Deutschland wird zwar nach wie vor überwiegend positiv beurteilt. Es werden aber zunehmend die niedrigen Erstattungspreise und eine innovationsfeindliche Politik der Krankenkassen kritisiert", so Schmitt. Trotz dieser schwierigen wirtschaftlichen Situation bleibt die Medizintechnik-Branche in Deutschland ein Jobmotor. Knapp 60 Prozent der Unternehmen haben Arbeitsplätze geschaffen. Der Gesamtumsatz der produzierenden Medizintechnikunternehmen lag in Deutschland nach Angaben der offiziellen Wirtschaftsstatistik im Jahr 2011 bei 21,4 Milliarden Euro. Insgesamt beschäftigt die Branche in Deutschland über 175.000 Menschen. Schmitt: "Damit leistet die MedTech-Branche nicht nur einen hervorragenden Beitrag zur Patientenversorgung und zur Wirtschaftskraft, sondern ist auch ein Hoffnungsträger für den deutschen Arbeitsmarkt."

Schmitts Fazit zu den Umfrageergebnissen: "Deutschland wird als Standort für die Einführung von innovativen Verfahren der Medizintechnologie immer kritischer gesehen. Wir haben mittlerweile international die niedrigsten Erstattungspreise beispielsweise im Implantatebereich. Hinzu kommen die Unsicherheiten durch die anhaltende Diskussion über die Sicherheit und den Nutzen von Medizinprodukten, die pauschalen Verunglimpfungen durch die Krankenkassenverbände und die zahlreichen ungeklärten Fragen bei der neuen Erprobungsregelung. Wir brauchen deshalb rasch stabile Rahmenbedingungen für die Innovationseinführung in Deutschland und die Nutzenbewertung von Medizinprodukten. Das geht nur durch ein verstärktes Miteinander der Beteiligten: Ärzteschaft, Krankenhäuser, Krankenkassen und Unternehmen."

Die Ergebnisse der BVMed-Herbstumfrage 2012 im Einzelnen:
Rund 70 Prozent der befragten MedTech-Unternehmen rechnen in diesem Jahr mit einem besseren Umsatzergebnis als 2011. Im Vorjahr waren es noch knapp 80 Prozent. 12 Prozent erwarten einen Umsatzrückgang. Die Erholung nach der Wirtschafts- und Finanzkrise 2010 ist damit wieder deutlich abgeschwächt. Die Eurokrise hinterlässt mit ihren Auswirkungen - beispielsweise höheren Außenständen - deutliche Spuren im deutschen MedTech-Markt.

Diese Tendenz spiegelt sich auch beim Ausblick der Unternehmen auf 2013 wider. Nur 37 Prozent der Unternehmen erwarten im nächsten Jahr ein besseres Geschäftsergebnis. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 46 Prozent. 20 Prozent der Unternehmen erwarten zurückgehende Umsatzzahlen. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der Motor auch in der sonst eher konjunkturabhängigen MedTech-Branche zu stocken beginnt.

Befragt nach den konkreten Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise, nennen die Unternehmen vor allem den stärkeren Preisdruck (81 Prozent), die gestiegenen Rohstoffpreise (46 Prozent), höhere Außenstände (29 Prozent) und eine generell angespanntere Finanzlage (25 Prozent). Konkrete Maßnahmen wie einen Einstellungsstopp haben 17 Prozent der Unternehmen vornehmen müssen. 11 Prozent der Unternehmen haben notwendige Investitionen aufgeschoben. Die Wirtschaftskrise ist damit in der Branche nach einer Erholung in den beiden Vorjahren wieder angekommen.

Bei den gesundheitspolitischen Forderungen der MedTech-Unternehmen steht das Thema "Entbürokratisierung und Beschleunigung der Entscheidungswege" nach wie vor im Vordergrund (55 Prozent). Das geht vor allem in Richtung Gemeinsamer Bundesausschuss und Spitzenverband der Krankenkassen. Knapp 30 Prozent der Unternehmen sprechen sich für eine Reform der Selbstverwaltungsorgane und ein Hinterfragen der Aufgaben der Selbstverwaltung aus. Weitere Forderungen der Unternehmen betreffen die Wahlfreiheit der Versicherten bei ihrem Hilfsmittel-Leistungserbringer (39 Prozent), die Möglichkeit von Kostenerstattung im Einzelfall (30 Prozent), einen pauschalen Abrechnungsanspruch bei Neuen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (NUBs, 27 Prozent) und die Einführung von Mehrkostenregelungen(23 Prozent).

Insgesamt wird dem Standort Deutschland von den Unternehmen der Medizintechnologie nach wie vor ein gutes Zeugnis ausgestellt. 61 Prozent nennen die gute Infrastruktur und 52 Prozent das hohe Versorgungsniveau der Patienten als größte Stärken. Weiterhin werden als Stärken genannt: gut ausgebildete Ärzte (41 Prozent), ein schneller Markzulassung (40 Prozent), gut ausgebildete Wissenschaftler und Ingenieure (35 Prozent) sowie ein hoher Standard der klinischen Forschung (34 Prozent). Insgesamt sind die Werte aber gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen. Der Standort Deutschland wird in der Tendenz kritischer als in den Vorjahren gesehen.

Hemmnisse sehen die Unternehmen vor allem im Erstattungsbereich. 61 Prozent beklagen den zunehmenden Preisdruck durch Einkaufsgemeinschaften, 48 Prozent ein insgesamt zu niedriges Erstattungsniveau in Deutschland. Knapp 42 Prozent der Unternehmen kritisieren eine innovationsfeindliche Politik der Krankenkassen. Ein immer wichtigerer Aspekt wird der zunehmende Fachkräftemangel. 32 Prozent nennen dies bereits als Hemmnis. Weitere Hemmnisse sehen die Unternehmen in den Ausschreibungen durch Krankenkassen (29 Prozent) und der Unsicherheit über die Nutzenbewertung von Medizinprodukten (23 Prozent)

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